Am frühen Morgen wache ich auf mit dem Gedanken, dass ich in meinem Leben schon vielen "sicheren Toden" durch meine jeweiligen neuen Lebens- und Überlebensentscheidungen entkommen bin. Jedes Mal war ein "neues Leben" möglich. Es begann jeweils wie mit einer "Geburt" in eine fremde, unbekannte Welt, in welche ich jeweils erst hineinwachsen musste. Wer dies jeweils ermöglicht und mich deshalb beschützt, angeleitet und "erzogen" hat, weiß ich nicht, besser: ebenso wenig, wie ein Kleinkind weiß, auf welche Art und Weise und von wem es wie auf "diese" Welt vorbereitet wird. In der Regel dauerte es jeweils sieben Jahre, bis ich mich von den dann unmittelbar mich noch umgebenden "Elternfiguren" gelöst habe. Ich weiß nicht, ob diese wissen, dass sie für mich "Elternfiguren" waren.
Der jeweilige "sichere Tod" bestand im radikalen, für alle Beteiligten unumkehrbaren Bruch der Gemeinsamkeiten, der Beziehungen und der Bindungen. Es ist vergleichbar mit dem Schnitt der Nabelschnur, die einem gleichzeitig der "Eiseskälte" der neuen, eigenen Welt freigibt.
Der "Vortrag: Gesundheitsbetreuung nach Krebs II" fällt aus.
Ich nutzte die Zeit, um im Fitnessraum meine Geräteübungen durchzuführen.
...
Fragen, die mich beschäftigen:
Will ich (darf ich) meine Frau überleben?
Will ich (darf ich) vor meiner Frau sterben?
Will ich, dass meine Frau vor mir stirbt?
Will ich, dass ich vor meiner Frau sterbe?
Die Fragen scheinen nach demselben zu fragen: Die Antworten zeigen die Unterschiede.
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Die Kontrolluntersuchung beschränkte sich auf die Frage, wie es mir gehe, und ob ich Beschwerden hätte. "Außer der Inkontinenz keine." Besänftigend wurde ich gebeten, geduldig zu sein. In der Regel dauere die Inkontinenz ca. sechs Monate. Mein Hinweis, dass der Pad-Test eine größere Urinmenge aufwies als der erste, wurde erklärt mit "Vermutlich haben Sie mehr Sport gemacht." Das traf auch zu. Schlauer war ich jetzt auch nicht.
Im Vorraum studierte ich die Broschüre der "Selbsthilfegruppe Krebs". Im Moment habe ich kein Interesse, mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Den für heute Abend vorgesehenen Vortrag "Selbsthilfegruppen Krebs und Urologie" werde ich mir nicht anhören, zumal die Teilnahme freiwillig ist.
Im Leseraum sprach der Samstag-Patientenkollege mich an und wollte sich mit mir unterhalten. Ich bat ihn zu schweigen, weil noch weitere Personen anwesend waren.
Ein anderer Mann hatte es sich auf einer Ledercouch strümpfig bequem gemacht, was meinen Nachbarn heftig aufregte. Als der Liegende ging, wies mein Nachbar ihn energisch darauf hin, dass er nur in seinem Zimmer derartiges darf, was dieser mit einer geharnischten Antwort quittierte. Mein Nachbar verabschiedete bald danach. Jetzt war wieder Ruhe, nicht mehr "laute Stille".
Im "Psychologischen Einzelgespräch" thematisierte ich, weshalb im letzten Gespräch es eine Rolle spielte, ob meine Kenntnisse der Transaktionsanalyse auf einer bestimmten Schule, einer bestimmten Ausbildung oder auf bestimmten Autoritäten beruhten. Insbesondere prüfte ich ab, ob und was von der Information übrig geblieben ist, dass ich ein Buch über meine Erlebnisse mit dem Krebs schreiben würde. Die Psychologin schien es nicht zu interessieren.
Die "Postoperative Gymnastik" widmete sich der Koordination der Muskeln des Oberkörpers und des Bewegungsapparates. Die Übungen waren "einfach", erforderten jedoch höchste Konzentration ab, ähnlich wie beim Tanzen. "Tanzen ohne Musik" fiel mir schon immer schwer, so auch jetzt.
Das Kontinenztraining mit Frau H. führte die Bewegungsabläufe von Anspannung und Entspannung vor. Zu üben ist die Koordination und die Kontrolle über die Momente von Öffnen und Schließen. Das braucht Übung im Liegen, im Sitzen, im Stehen und im Knien. Das bringt was. Weiterüben ist angesagt.
Die Sozialberatung durch Frau B. stellte Themen und Hilfen vor, die für mich nur vom Hörensagen bekannt waren. Sie bereitete mich auf die anstehenden Gespräche mit meiner Frau und eventuell auch Behörden und Einrichtungen vor.
Im Vortrag von Dr. W. "Die Zeit nach der Reha" mahnte er zu disziplinierten, kontinuierlichen und sorgfältigen Fortsetzung der Übungen. Insbesondere sei ein Plan erforderlich, dessen Einhaltung und Auswirkungen regelmäßig überprüft werden sollten.
Gefragt, wer mit dem bisherigen Therapieerfolg zufrieden ist, meldeten sich viele. Gefragt, wer es nicht ist, melde ich mich und eine weitere Person. Unzufrieden bin ich insbesondere mit der Urinmenge, die täglich ungebremst und unkontrollierbar in die Windeln läuft. Der Hinweis, dass "alles seine Zeit dauere", empfand ich als interesselos.
Er mahnte und regte an, gegebenenfalls rechtzeitig vor dem Ablauf eines Jahres nach der OP eine Reha bzw. die Fortsetzung des Heilverfahrens zu beantragen.
Ich spreche Herrn W. auf mein Buchkonzept der Dokumentation der Geschichte und meiner Erlebnisse mit dem Prostatakrebs, der OP einschließlich der AHB in dieser Klinik an. Das verband ich mit dem Angebot, sich das Werk einmal anzusehen, sobald der Rohling fertig ist. Ihn interessierte aber, wie ich seine Reaktion deutete, nur, ob die von ihm geleitete Reha-Klinik gut wegkommt.
Am Abend habe ich dann doch noch den "Vortrag: Selbsthilfegruppe Krebs Urologie" besucht. Der Referent, Herr O., präsentierte sich, seine Selbsthilfegruppen und seine Erfahrungen mit dem Krebs unaufgeregt vor.
Der Vortrag enthielt Hinweise, die entweder neu waren oder die ich bisher überhört hatte: Wenn der PSA-Wert nach der OP nicht heruntergeht, muss die Ursache gesucht werden. Er empfahl insbesondere, den PSA-Wert immer beim gleichen Arzt feststellen zu lassen.
Zu den Selbsthilfegruppen gehen auch die Frauen mit.
Sein Appell lautet: "Lebt mit der Krankheit, aber nicht wegen der Krankheit!"
Dieser Kontext ist ein Modul des Kontextes: "Tarot in der Wissens-transformation".
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