21.06.2008
Ausgerechnet heute, am Tag der Sommersonnenwende, erwische ich mich bei dem Gedanken nach meinem Todeswunsch: Ja, das ist er, der Wunsch zu sterben - und zwar bald. Ich erschrecke über diesen Wunsch. Er ist eine Sünde, ein Verstoß gegen die Pflicht und das Recht zu leben.???
Was nährt meinen eigenen Todeswunsch?
Es ist der Wunsch nach Ersparnis all jener Erfahrungen, die das Leben vermutlich noch bereithält. Der Wunsch nach Ersparnis der Entwicklungen und Veränderungen, die anstehen, von denen ich aber keine Ahnung habe (haben kann), worin sie bestehen und wohin sie führen und wie sie zu bewältigen seien.
Es ist der Wunsch, nicht mehr lernen zu müssen, endlich angekommen zu sein, endlich mit dem zurecht zu kommen und auszukommen, was vorhanden ist.
Es ist der Wunsch, nicht mehr für die Zukunft sorgen zu müssen, nichts mehr tun zu müssen, was für morgen wichtig sein könnte.
Es ist der Wunsch, nicht mehr verantwortlich sein zu müssen für das, was ich heute tue oder unterlasse.
Es ist der Wunsch, mich nicht mehr entscheiden zu müssen, weder für etwas noch gegen etwas noch überhaupt.
Es ist der Wunsch nach der (Wieder-)Vereinigung mit der Natur, in welcher anscheinend alles sich von selbst und nach einem "göttlichen" Willen oder System regelt.
Nur: ich glaube nicht (mehr) an die willenlose Selbstregelung der Natur: Natur ist Auseinandersetzung mit sich, den Lebens- und Rahmenbedingungen und ihre Nutzung und gerade durch die Art und Weise der (egoistischen) Nutzung zur Sicherung des eigenen Lebens und Überlebens sowie des persönlichen Überflusses dazu beizutragen, dass die "Natur" sich weiterentwickelt ohne jemals die Möglichkeit oder die Macht besitzen zu können, die Art und Weise bestimmen zu können, wie diese Entwicklung aussehen könne.
Der Todeswunsch ist der Wunsch, nichts mehr beitragen zu müssen, nichts mehr beitragen zu sollen und "erlöst" zu werden von den eigenen Beiträgen zur Entwicklung der Natur.
Der Todeswunsch ist auch verbunden mit der Angst, mein Projektziel, OE und Tarot in den nächsten Jahren systematisch weiter zu führen, nicht verwirklichen zu können. Die Angst zu sterben, bevor ich mit allen Karten durch bin, ist real. Die körperlichen Zipperlein will ich einerseits nicht wahrnehmen und andererseits als Hinweis verwenden, dass es bald zu Ende sein könne (dürfe).
Fast Panik erfasst mich einerseits, Alzheimer zu bekommen - und andererseits die Sehnsucht danach, durch diese Krankheit aus dem aktiven Leben ausscheiden zu können, ohne sterben zu müssen, besser: ohne die Verantwortung für mein Sterben (zu sollen, zu müssen und zu können) zu übernehmen.
Mich beschäftigt die Frage nach dem Wissen (können) des richtigen Zeitpunktes des eigenen Todes: Der ist auf keinen Fall bereits gekommen!!!
Mein Todeswunsch konfrontiert mich mit der Bequemlichkeit, mich in einer falschen Art und Weise (sündhaften Art und Weise) "fallen" zu lassen und die Verantwortung für mich, für andere und für mein Leben "anheimzustellen", idealerweise Gott, den der ist hier hervorragend als Mittel geeignet, die eigene Verantwortung aufzugeben und alles was geschieht, als "göttlichen Willen und Vorsehung" zu interpretieren: Gott als Mittel der Legitimation für die Verweigerung zum Leben und zur Gestaltung des Lebens.
Die Funktion "Gott" habe ich bis dato noch nie so gesehen.
Nachdem ich diese Gedanken festgehalten habe, spüre ich einen unbändigen Lebenswunsch in mir: Jetzt erst recht! Das Leben wird gelebt, wie es immer kommen mag. Und es mag kommen (besser bleiben) und mir die Signale geben, wie ich es besser erkennen, annehmen und "leben" kann. Ich möchte es so leben, wie ich es leben kann, also nicht nur, so wie ich es leben will oder soll oder meine, leben zu müssen. Es ist der Wunsch nach dem unverbogenen Leben, nach dem ehrlichen Leben mit voller Bejahung von sich selbst, dem Rahmen und der Bedingungen und der Möglichkeiten, die sich jeweils grundsätzlich und situativ ergeben. Ich spüre eine unbändige Kraft in mir, die vorhanden ist, die ich weder mobilisieren, noch vermehren noch bändigen kann: Es ist Leben.
Mein Todeswunsch sollte also offenbar diesen Lebenswunsch zügeln, unterdrücken. Das kann aber nur zu einer Krankheit führen, zu welcher auch immer, durch die sich dann das Leben ausdrückt und gegen die Unterdrückung, nicht-Zulassung oder Kanalisierung des Lebens(-Wunsches) wehrt und alles das erzwingt zu erleben, was auch ohne Krankheit "selbstverständlich", "natürlich" und "gottgewollt" möglich würde. Mein Gott, was mag das wohl sein: Ich habe keine Ahnung (Wünsche und Vorstellungen schon). Die Angst vor dem Leben, mein Todeswunsch, wandelt sich im Moment in eine Neugierde und Bereitschaft zu dem, was kommt. Ich fühle mich jung, unglaublich jung, unerfahren, ungebildet, nichts wissend, nichts könnend, jungfräulich, naiv, weil all das, was das Leben für mich bereit hält und was ich aus dem Leben machen kann, ich nicht wissen kann und vielleicht ganz anders ist, als alles, was bisher war und was ich bisher kannte oder für möglich hielt. Ich fühle mich wie ein Mann vor der Pubertät besser in der Pubertät, der reif wird für eine Beziehung ohne bereits irgendwelche Ahnung davon haben zu können, wer einmal der Lebenspartner / die Lebenspartnerin sein kann und sein wird. Die Pubertät ist aufregend, schön, anstrengend, unbequem, mit vielen Höhen und Tiefen, eine Wandlung, die weder herbeigeführt, noch verhindert, noch beschleunigt, noch rückgängig noch bezüglich ihrer Ergebnisse festgelegt werden kann. Sie ist unbequem und erklärt in gewisser Weise meinen Todeswunsch, mir die -erneute- Pubertät zu ersparen.
Nee, jetzt nicht mehr: Das Bild der Pubertät gefällt mir gut.
Dieser Kontext ist ein Modul des Kontextes: "Tarot in der Wissens-transformation".
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