19.Mai 2008: Heute eröffnet mir meine Frau, dass sie noch heute einen Termin beim Frauenarzt ausgemacht hätte, weil sich nach einer Unterleibsoperation "wildes Fleisch" in der Scheide an der Operationswunde gebildet hätte.
Da war sie: die neue Form der Todesangst: Nicht die Angst um den eigenen Tod, sondern um die Angst um den Tod eines geliebten Menschen. Die Angst vor dem möglicherweise unausweichlichen Verlust des Menschen oder seiner Gesundheit oder seiner Möglichkeiten, das Leben in der bisherigen Art und Weise weiter zu mit zu gestalten. Die Angst vor dem Verlust des Menschen als Partner. Die Angst vor dem Verlust des Menschen durch seine Abwendung von einem selbst und seiner Hinwendung ausschließlich auf seine Krankheit, seine Schmerzen und möglicherweise sein Siechtum. Die Angst vor der Verpflichtung, für diesen Menschen sorgen zu sollen und zu müssen. Die Angst davor, dies gar nicht wirklich zu wollen und die fehlende Bereitschaft nicht und niemals zuzugeben.
Nachdem ich das erkannt und niedergeschrieben hatte, macht die Angst Platz für ein dahinter liegendes Gefühl: Die Angst vor der Schuld gegenüber dem Partner. Die Angst, nicht mehr nachholen zu können, was bis dato versäumt war. Die Angst vor der Schuld, nicht wieder gutmachen zu können, womit man den Partner verletzt, gekränkt, übergangen, nicht ernst genommen oder gar missachtet hat. Die Angst vor der Schuld. Die Schuld, die nicht mehr eingelöst werden kann.
Es keimt die Ahnung auf, dass das Verzeihen am Ende des Lebens oder einer Sequenz so wichtig ist: Es ist nicht klar, ob das, was ich als Versäumnis empfunden habe, auch wirklich etwas war, was der Partner tatsächlich versäumt hatte. Aber meine Schuld, mein Schuldbewusstsein oder zumindest mein schlechtes Gewissen sind real. Die Entlastung durch Verzeihung durch den Partner würde mich von meiner (phantasierten, tatsächlichen und auch nie bewusst gewordenen Schuld) befreien; die Verzeihung würde meine Seele entlasten.
Es gibt kein Anspruch auf Verzeihen. Verzeihen scheint die Rückseite der Liebe zu sein, auf die es ebenfalls keinen Anspruch gibt: sie wird einem geschenkt. Das Verzeihen auch. Die Liebe scheint am Beginn zu stehen, wenn Menschen sich finden, das Verzeihen am Ende, wenn sie nicht mehr beieinander sein können - aber "ohne Schuld" "in Liebe" verbunden bleiben wollen.
Verzeihen scheint wie die Liebe ohne Gegenanspruch zu sein: Es erscheint einseitig. Der Verzeihende erwartet keine Gegenleistung, kein Gegengeschäft, nicht ebenfalls eine Verzeihung seiner Fehler und Versäumnisse und seines Fehlverhaltens. Der Verzeihende verzeiht im Bewusstsein seiner "Schuld" demjenigen gegenüber, dem er verzeiht, ohne sich von dieser Schuld durch die Gnade der Verzeihung selbst befreien zu wollen oder zu können.
Der Tod in seiner Endgültigkeit kommt unerwartet: Es gibt keine Mittel und keine Privilegien, ihn auszutricksen.
Der Tod kommt stufenweise. Am Schluss scheint der Abschied und die Trennung von sich selbst zu stehen: Die totale Hingabe an das, was ist. Der totale Verzicht auf jeglichen Widerstand, jegliches Soll, jegliches Kann und Könnte, der totale Verzicht auf jeden Wunsch als Ausdruck, dass irgendetwas anders sein könnte oder sollte als es ist, ermöglicht die Trennung von allem, auch von sich selbst und die "Wiedervereinigung" mit allem, was ist: Es benötigt keine Existenz mehr: Nichts muss mehr heraustreten, um anders sein zu wollen oder zu können. Die Existenz kann aufgegeben werden: der Tod beendet die Existenz.
Die Angst vor dem Tod und insbesondere die Angst vor dem Zeitpunkt erzeugt Druck. Die Erwartung, in das Leben hineingetreten zu sein, um einen Beitrag zum Leben und zur Evolution zu machen, kann zwar nicht inhaltlich bestimmt werden, dennoch macht sich der Druck im Angesicht des Todes mit voller Kraft bemerkbar. Es steht die Verantwortung für den Umgang mit dem Leben an. Nichts und niemand kann die Zweifel beseitigen, ob das Leben "richtig" gelebt wurde. Damit ist aber niemals gemeint, ob das Leben irgendeiner "Norm" oder irgendeinem "Soll" entsprochen hätte, sondern alleine, ob das Leben eine neue Facette zu den Lebensformen beigetragen hat.
Dieser Kontext ist ein Modul des Kontextes: "Tarot in der Wissens-transformation".
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